Seit Dezember 2018 ist die Neodigital Versicherung AG Mitglied des InsurLab Germany. Stephen Voss, Gründer und Vorstand von Neodigital, hat sich mit uns über sein vergangenes Jahr, seine Erwartungen an InsurLab Germany und die Bedeutung digitaler Ökosysteme unterhalten.
Bei Neodigital ist 2018 ja eine Menge passiert. Wie würdest Du das Jahr für Euch zusammenfassen?
Es war mega! Ende März, haben wir nach nur acht Monaten, also unheimlich schnell, die BaFin-Lizenz erhalten und am ersten April-Wochenende die Fabrik mit allen Produkten live gestellt. In der darauf folgenden Woche konnten wir direkt die ersten Makler und Kunden für Neodigital begeistern. Über den Sommer haben wir die Vertriebsanbindungen weiter ausgebaut, so dass wir zum Ende der Ferienzeit schon gut 80% aller Makler in Deutschland erreichen konnten. Dazu kommen dann noch die großen Vergleicher die seit Herbst mit an Bord sind und jetzt als i-Tüpfelchen die Auszeichnung „Digitaler Leuchtturm Versicherung“ und die Mitgliedschaft bei InsurLab Germany. Wenn ich das so Revue passieren lasse, kann ich kaum fassen, was in einem Jahr alles passieren kann. Was ein Ding!
Wie hat sich Euer Arbeitsalltag seit der BaFin-Lizensierung geändert? Welche Chancen, aber auch Herausforderungen hat sie mit sich gebracht?
Wir wollten von Anfang an die BaFin-Lizenz, denn uns war es wichtig, im Markt das volle Spektrum der Wertschöpfungskette eines Versicherers ohne Medienbruch darzustellen. Das geht aus unserer Sicht nur mit der Lizenz. In sofern hat sich zumindest von der Einstellung gar nichts geändert, denn es war ganz klar unser Ziel, in Deutschland reguliert zu sein und damit auf Augenhöhe mit den etablierten Playern im Markt. Aber im Arbeitsalltag war es nicht einfach. Mit 26 Leuten den selben Solvency- aber auch Governance Anforderungen gerecht zu werden erfordert ein Höchstmaß an Disziplin und Organisation. Das zu stemmen war eine der größten Aufgaben für uns. Versicherung konnten wir ja alle schon [lacht].
Jetzt seid Ihr Teil der InsurLab Germany Gemeinschaft. Was erhofft Ihr euch von dem Verein?
Wir haben mit Neodigital gestartet, weil wir überzeugt sind, dass sich das Thema Versicherung besser, schneller und effizienter darstellen lässt. Das geht aber aus unserer Sicht nicht nur alleine, denn dazu ist der Markt zu groß und derzeit auch noch zu heterogen. Wir glauben daran, dass es allen nutzt, vor allem auch den Kunden, wenn der Markt einheitliche Standards setzt und diese sich durchsetzen. Player, die ihre Prozesse nicht homogenisieren und einheitlichen Marktstandards anpassen und stattdessen alleine auf die Emotionalisierung der Kundenschnittstelle setzen haben den Schuss nicht gehört. Insellösungen haben selten eine lange Lebenszeit, da brauchen wir uns nur die Konsumgüterindustrie bzw. den Einzelhandel anzuschauen. Das Versandhaus OTTO hat dieses Jahr zum letzten Mal seinen Katalog gedruckt. Warum wohl?
Also rechnest Du digitalen Ökosystemen in der Zukunft der Versicherungswirtschaft eine sehr wichtige Rolle zu?
Absolut! Dirk, der Mitgründer von Neodigital, und ich, sind überzeugt, dass die Branche nur durch den Zusammenschluss und die Schaffung solcher Ökosysteme weiter innovativ sein kann. Die einzelnen Facetten unserer Branche sind mittlerweile durch die Regulatorik aber auch durch die technischen Möglichkeiten extrem komplex. Dadurch ist es absolut notwendig, an den Schnittstellen innerhalb der Wertschöpfungskette ein gemeinschaftliches Verständnis dafür zu entwickeln, wie Informationen – egal welcher Art – ausgetauscht werden können. Dann hat das einzelne Unternehmen innerhalb des Ökosystems seine Aufgabe und auch seine Rolle gefunden. Da ist das Ökosystem ein wenig wie die Versicherung: Versicherung ist der Ausgleich von Risiken im Kollektiv und in der Zeit. Finde ich ganz passend – auch für das Ökosystem „Versicherung“.
Welche weiteren Trends siehst Du als wegweisend für die Branche?
Wir stehen noch ganz am Anfang echter künstlicher Intelligenz, also KI. Alles, was wir bislang im Markt sehen, sind mehr oder weniger plausibilitätsbasierte Rechenmodelle und keine echte KI,  die abwägt und auf breiter Datenbasis selbstständig entscheidet. Da wird noch sehr viel kommen und das ist auch für unsere Branche sehr spannend. Schauen wir uns beispielsweise den Bereich Schadenmanagement an, in dem wahre künstliche Intelligenz einen eindeutigen Unterschied machen kann. Dazu braucht sie aber auch Daten und davon nicht wenig. Diese müssen strukturiert und besonders rein erhoben werden, um dann in einen Abgleich gebracht werden zu können. Hier sollten wir von Beginn an aktiv dabei sein und schon heute die Grundlagen für strukturierte dreidimensionale Datenmodelle schaffen. Ich bin gespannt, was in diesem Bereich noch alles passieren wird.

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