Bastian, du bist Co-Founder des Startups ambeRoad – welches Problem der Versicherungsbranche löste ihr?
Mit ambeRoad lösen wir ein Problem, welches vermutlich jeder Mitarbeiter kennt. Wir helfen den Mitarbeitern der Versicherungsbranche die richtigen Informationen unabhängig vom Datensilos und Dateiformat zu finden. Versicherungen haben ihr Wissen oft sehr dezentral in unstrukturierten Formaten gespeichert. Mit Hilfe unserer intelligenten unternehmensinternen Suchmaschine amberSearch helfen wir den Mitarbeitern, die relevante Information zu finden. Ursprünglich haben wir uns dabei nur auf Textdokumente fokussiert. Mit der Zeit haben wir jedoch gemerkt, dass es deutlich mehr unstrukturierte Daten als nur Textdokumente gibt. Daher durchsuchen wir mittlerweile nicht nur Textdokumente, sondern auch multimediale Inhalte wie Bilder, Videos, Audiodateien oder Kollaborationstools. Laut unseren Kundenaussagen können wir je nach Anwendungsfall so bis zu eine Stunde Suchzeit pro Mitarbeiter pro Woche sparen.
Unser Ziel ist es, dem Nutzer eine Nutzererfahrung zu geben, wie er es sonst aus dem Internet von Internetsuchmaschinen kennt. Daher orientiert sich unsere Nutzeroberfläche stark an der von Internetsuchanbietern. Mit Hilfe von verschiedenen KI-basierten Technologien schaffen wir es dann auch, eine Qualität wie bei der Internetsuche anzubieten.
Welche verschiedenen Anwendungsfälle habt ihr für amberSearch?
Da gibt es verschiedene. Das InsurLab Germany und der InsurTechHub München haben uns durch ihr Netzwerk stark geholfen, zahlreiche Anwendungsfälle zu erarbeiten und teilweise schon in die Praxis umzusetzen. Beispielsweise können Mitarbeiter von Industrieversicherer mit amberSearch relevante Klauseln in oftmals Jahrzehnte alten Verträgen finden. Hier geht es natürlich vor allen Dingen um die Themen, die nicht wirklich automatisiert abgebildet werden können, also um die schwierigeren Spezialfälle.
Ein anderer Anwendungsfall ist das Finden von Referenzurteilen/-fällen in Archiven. Rechtsversicherungen bekommen die Gerichtsurteile von für sie relevanten Fälle heutzutage analog zugeschickt. Diese werden dann eingescannt und in einem Archiv abgelegt, wo oft eigentlich niemand einen Überblick hat, welche Urteile man dort hat. Genau dort hilft amberSearch, das für den jeweiligen Fall relevante Referenzurteil zu finden.
Ein weiterer Anwendungsfall, wo vor allen Dingen die multimediale Suche zum Tragen kommt, ist die Optimierung der Intranetsuche. Im Intranet liegen Richtlinien, allgemeine Informationen, aber auch oft Erklärvideos, Best Practices und viel weitere wertvolle Informationen, die wir für unsere Nutzer kinderleicht zugänglich machen.
Und zuletzt besteht natürlich die Möglichkeit einer globalen Suche, d. h. wir bieten dem Mitarbeiter einen zentralen Punkt, um das gesamte unternehmensinterne Wissen zu durchsuchen. Das bedeutet: Er kann alle unternehmensinternen Informationen von einem zentralen Punkt aus erreichen – egal, ob diese auf Netzwerklaufwerken, In Teams, SharePoint, oder als Anhang einer E-Mail im Postfach liegen. Das Ganze geschieht natürlich stets unter Berücksichtigung der Zugriffsrechte, funktioniert aber auch in verschiedenen Sprachen.
Wie genau würdest Du Euren Werdegang beschreiben – wie hat alles angefangen und wo steht Ihr jetzt?
Im Vergleich zu vielen anderen Start-ups haben wir vermutlich einen relativ wilden Werdegang. ambeRoad hat ursprünglich damit angefangen, Rucksäcke über Amazon zu verkaufen. Mit der Zeit haben wir uns aber zu einem reinen Tech Start-up entwickelt und haben wir mit Amazon nichts mehr am Hut. Im Spätsommer haben wir dann unsere Pre-Seed Investmentrunde abgeschlossen. Mittlerweile haben wir mehrere Pilotprojekte durchgeführt und wandeln diese in langfristige Partnerschaften um.
Das Kapital nutzen wir, um die Produktentwicklung weiter voranzutreiben und um unser Vertriebsteam auszubauen. Aktuell haben wir bereits ein paar Erfolgsgeschichten mit bspw. der RAG oder Müller Maschinentechnik, einige unserer ersten Kunden, veröffentlicht. Zurzeit arbeiten wir aber an der Veröffentlichungen weiterer InsurTech-spezifischen Erfolgsgeschichten – ihr werdet noch von uns hören.
Wie unterstützt Euch das InsurLab Germany – wie sieht Eure Zusammenarbeit konkret aus?
Teil des InsurLab Germany zu sein, gibt uns als Start-up viele Vorteile. Durch ein solches Netzwerk erhalten wir nicht nur Zugang zu wichtigen Events innerhalb der Versicherungsbranche, sondern wir bekommen auch die Möglichkeit, unser Produkt vor entsprechenden Entscheidern zu pitchen und so Feedback erhalten. So haben wir dann die Chance, auch geschäftliche Partnerschaften zu entwickeln. Zusätzlich gibt es die Möglichkeit, sich Investoren gegenüber zu präsentieren oder einfach die Reichweite des InsurLabs zu nutzen, um die eigene Idee in die Welt hinauszutragen. Ich kann daher jedem Gründer, der im InsurTech-Bereich unterwegs ist, nur empfehlen, Mitglied im InsurLab zu werden und sein eigenes Know-How zu teilen und das von anderen zu nutzen. Das beschleunigt einfach enorm viele Dinge.