Mit seiner erfolgreichen Wahl bei der Mitgliederversammlung übernahm Peter Stockhorst den Vorstandsvorsitz des InsurLab Germany. Im Gespräch verrät er, warum ihn das Ökosystem begeistert, was ihn antreibt – und warum Digitalisierung ein Freund der Mutigen ist.
Peter, du bist seit kurzem Vorstandsvorsitzender des InsurLab Germany – zusätzlich zu deinen Aufgaben als Vorstand Digital Business & Partnerships der Zurich Gruppe Deutschland und CEO der DA Direkt. Was reizt dich an der Aufgabe im InsurLab?
Wir müssen immer wieder neue Wege gehen in der Versicherungswelt – das ist meine persönliche Überzeugung. Dabei ist es wichtig, mit neuen Ansätzen einen echten Mehrwert im Alltag der Kundinnen und Kunden zu schaffen. Daran arbeite ich seit 2018 in der Zurich Gruppe Deutschland. Insgesamt bin ich seit 2008 in unterschiedlichen Vorstandsfunktionen im digitalen Versicherungsgeschäft unterwegs. Als neuer Vorstandsvorsitzender des InsurLab Germany möchte ich hier nun meine Perspektive aus der Praxis einbringen, um tatsächlich die Versicherungswelt für unsere Versicherten besser zu machen.
Besonders freue ich mich auf die Zusammenarbeit im neu formierten Gesamtvorstand des InsurLab Germany. Wir bringen sehr unterschiedliche Erfahrungen und Sichtweisen zusammen – das ist eine große Stärke und zugleich sehr spannend.
„Wir müssen immer wieder neue Wege gehen in der Versicherungswelt – das ist meine persönliche Überzeugung.“
Das InsurLab bringt seit seiner Gründung Versicherer und Start-ups zusammen. Wie siehst du das Zusammenspiel der beiden Welten?
Die etablierten Versicherer brauchen die frischen Ideen der Start-ups. Und beide Seiten können enorm voneinander profitieren. Versicherer bringen insbesondere viel Erfahrung, eine große Kundenbasis und auch Finanzstärke ein – Start-ups wiederum Kreativität, Agilität und insgesamt eine hohe Innovationskraft.
Das beste Beispiel ist getolo. Wir haben dieses Start-up 2019 als Zurich Gruppe Deutschland erworben und im Zusammenspiel mit unserem Direktversicherer DA Direkt mittlerweile das nach Beitragseinnahmen größte InsurTech in Deutschland geschaffen. Und unsere Zusammenarbeit mit Start-ups ist noch deutlich breiter und vielfältiger. So fördern wir Innovation gezielt schon seit Jahren durch Initiativen wie die Zurich Innovation Championship. LoyJoy, ein Start-up-Mitglied und Alumnus des Collaborator-Programms des InsurLab, hat beispielsweise im vergangenen Jahr bei diesem internationalen Wettbewerb gewonnen. Beispiele wie diese zeigen, dass neue Player und etablierte Unternehmen gemeinsam große Durchschlagskraft entwickeln können. Für mich steht fest: Solche Kooperationen sind ganz zentral für die Zukunftsfähigkeit unserer Branche. Diese Art der Kollaboration möchte ich auch im InsurLab fördern.
Du hast innerhalb der Zurich Gruppe Deutschland und auch schon in der Zeit davor zahlreiche Transformationsprojekte begleitet. Was sind aus deiner Sicht die wichtigsten Erfolgsfaktoren, von denen die InsurLab-Mitglieder lernen können?
Erstens: Echte Kundenorientierung. Digitalisierung muss sich immer am Kundennutzen orientieren – sie darf kein Selbstzweck sein.
Zweitens: Rückhalt durch das Top-Management. Transformation braucht Leadership, denn Veränderungen stoßen immer auch auf Widerstände unterschiedlichster Art.
Drittens: Offene und kontinuierliche Kommunikation. Veränderung gelingt nur, wenn das gesamte Team stets die Orientierung behält – gerade in Phasen der Unsicherheit.
Und nicht zuletzt: Klarer Fokus. Erfolgreiche Transformation bedeutet für eine Führungskraft, stets nah am Geschehen zu sein und mit dem Team das große Ziel im Blick zu halten.
Sind Versicherer heute schon nah genug an den Kund:innen?
Wir haben als Branche in den letzten Jahren schon einiges erreicht, insbesondere im Bereich digitaler Services. Entlang der gesamten Customer Journey sehen wir über all die Jahre eine zunehmende Nutzung digitaler Angebote. Doch das Potenzial ist noch viel größer. Dabei wird auch die intelligente Nutzung von Daten immer wichtiger werden. Insgesamt sehe ich große Chancen für alle Player im Markt – vom etablierten Versicherer bis zum Start-up. Wenn sie denn konsequent die Chancen der Digitalisierung auch suchen.
Welches Potenzial siehst du in Technologien wie künstlicher Intelligenz?
Künstliche Intelligenz ist definitiv ein Gamechanger. Wir sind wie bei vielen neuen Technologien gerade in der Phase der Ernüchterung nach überzogenen Erwartungen zu Beginn. Doch mittel- und langfristig werden wir mit AI auf ein völlig neues Leistungsniveau kommen.
Schon heute hilft uns AI, Anfragen von Kundinnen und Kunden schneller zu beantworten und Prozesse effizienter zu gestalten. Bei der Zurich Gruppe Deutschland setzen wir beispielsweise Gen AI in der Kundenkommunikation ein, was die Bearbeitungszeiten erheblich verkürzt und damit auch die Kundenzufriedenheit deutlich erhöht.
Es sind eben zwei Seiten derselben Medaille – eine höhere Kundenzufriedenheit und eine steigende Produktivität. Dies muss man immer wieder betonen. Das Potenzial für die gesamte Versicherungsbranche ist gewaltig. Dabei ist selbstredend ein verantwortungsvoller und transparenter Umgang mit dieser Technologie notwendig.
„Digitalisierung ist ein Freund der Mutigen. Und sie macht auch noch Spaß.“
Was motiviert dich persönlich, immer wieder neue Wege zu gehen?
Ich möchte gestalten. Dinge besser machen. Versicherungen sind für unsere Gesellschaft wichtig und ich möchte helfen, dass sie auch wichtig bleiben. Dazu gehört sie ständig zu verbessern. Sonst verlieren wir an gesellschaftlicher Relevanz.
Insbesondere die Digitalisierung hilft uns dabei. Sie ist ein Freund der Mutigen. Und sie macht auch noch Spaß. Vor meiner Zeit im digitalen Geschäft war ich lange Jahre verantwortlich für die Konzernentwicklung einer Versicherungsgruppe und habe dort eine Vielzahl von Transformationsprojekten angestoßen und dann gesteuert. Auch das war eine spannende Zeit. Doch im Digital Business bin ich noch viel näher an den Kundinnen und Kunden und kann sofort Ergebnisse sehen. Es macht einfach Spaß, im Team neue Dinge zu entwickeln und gemeinsam Erfolge zu erzielen.
„Mit dem InsurLab möchte ich einen spürbaren Beitrag zur Transformation unserer Branche leisten.“
Was hast du dir für deine Zeit als InsurLab-Vorstandsvorsitzender vorgenommen?
Zunächst möchte ich betonen, dass wir hervorragende Voraussetzungen haben: Über 90 Mitglieder aus Versicherungsunternehmen, Start-ups, Wissenschaft und Beratung. Hier werde ich mir in den nächsten Wochen ein genaueres Bild machen. Zu unseren Stärken, zu unseren Chancen. Und dann gilt es im Vorstandsteam unsere Positionierung zu überprüfen und neu festzulegen.
Ein Schwerpunkt werden aus meiner Sicht die neuen Technologien sein. AI ist wie schon betont ein Gamechanger und ich sehe viele Parallelen zum Beginn der Kommerzialisierung des Internets vor vielen Jahren. Und jetzt sollten wir als Versicherungswirtschaft in der Entwicklung voran gehen. Im Sinne unserer Kundinnen und Kunden. Und im eigenen Interesse, wenn wir unsere gesellschaftliche Bedeutung nicht verlieren wollen.
Mit dem InsurLab möchte ich einen spürbaren Beitrag zur Transformation unserer Branche leisten.
Lieber Peter, vielen Dank für das Interview!
Mehr Hintergründe zur InsurLab-Mitgliederversammlung 2025 und Peters Wahl zum Vorstandsvorsitzenden unserer Brancheninitiative gibt es in unserer Pressemitteilung: